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twenty.twenty #16: Tod im Netz

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Das Internet hat eine konzeptionelle Schwäche: Es ist so gut wie nicht auf Tod, Verschwinden und Vergessen vorbereitet.

All unsere digitalisierten Äußerungen – ob Text, Bild oder Video – die einmal online gegangen sind, bleiben das auch. Sie werden dank ausgefeilter Algorithmen in Beziehung zueinander gesetzt, analysiert und weiterverarbeitet. Dabei kann es ganz leicht passieren, dass sie den Bezug zum echten Leben verlieren.

Status „tot“?

Am deutlichsten wird das, wenn ein Mensch stirbt. Es gibt keinen Statusupdate mit Inhalt „tot“. Unsere digitalisierten Äußerungen bleiben vorerst wie sie sind. Das Netz vergisst uns nicht. Die älteren unter uns entdecken in ihrer Online-Freundesliste immer öfter lächelnde Gesichter von Menschen, die auf dieser Erde längst nicht mehr lächeln. Für die Algorithmen lächeln sie immer noch.

Das Netz vergisst nicht

Das Netz vergisst auch nicht, wenn wir mal – sei es aus einer Laune heraus, aus Unwissenheit oder Dummheit – etwas getan oder gemacht haben, zu dem wir Jahre später nicht mehr stehen können. Es gibt keinen Statusupdate mit Inhalt „Heute sehe ich das anders“. Im realen Leben heilt die Zeit alle Wunden. Solche Mechanismen gibt im Internet noch es kaum.

Und doch geht viel verloren

Das Netz ist der beste und größte Wissensspeicher, den die Menschheit jemals hatte. So sagt man. Ausgeklügelte Speichertechnologie sorgt dafür, dass nichts verloren geht, auch wenn einmal eine Harddisc crasht. Und doch geht mehr verloren als in den großen Bibliotheken. Wer sich etwas mit der Geschichte digitalen Kunstschaffens auseinandersetzt, wird rasch feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, auf ältere Werke zuzugreifen. Diese wurden oft in der Programmiersprache und für Endgeräte entwickelt, die heutzutage nicht mehr gebräuchlich sind. Neuere Hard- und Software ist nicht so weit abwärts-kompatibel, dass die Interaktion mit diesen Werken in der Art möglich ist, wie zu der Zeit als sie entstanden sind.

Auf der einen Seite müssen wir also dem Netz das Vergessen beibringen und auf der anderen müssen wir Mechanismen entwickeln, um das technologische Vergessen zur verhindern.

Kurz vor Allerheiligen wollen wir bei twenty.twenty über den Tod und das Verschwinden im Netz diskutieren.

Die Keynote wird die Berliner Schriftstellerin Elisabeth Rank halten.

„Tod im Netz“ findet am 29. Oktober 2013 im HUB Vienna statt. Beginn ist um 18.30.


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